Die Smartphone-App „MindEar“ verringert die beeinträchtigenden Auswirkungen eines Tinnitus mittels Schulungskurs und Klangtherapie binnen Wochen deutlich. Das hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der University of Auckland bestätigt. Die Anwendung soll all jenen Patienten helfen, deren Tinnitus bleibend ist oder die lange auf eine Behandlung warten müssen. Auch ist die App für Patienten gedacht, die sich die Unterstützung durch Spezialisten nicht leisten können.
Erfolge nach 16 Wochen
An der ersten Untersuchung haben 30 Patienten teilgenommen. In der Folge stellte sich bei fast zwei Dritteln nach 16 Wochen eine klinisch signifikante Verbesserung ein. Die Forscher planen derzeit bereits eine größere Studie in Großbritannien. Sie soll in Zusammenarbeit mit dem University College London Hospital durchgeführt werden. MindEar steht für Patienten bereits in einer Testversion zur Verfügung.
Laut dem leitenden Wissenschaftler Fabrice Bardy leiden allein in Australien rund 1,5 Mio. Menschen an einem schweren Tinnitus, vier Mio. sind in Großbritannien betroffen und in den USA 20 Mio. Patienten. Er nennt als einen der verbreitetsten Irrtümer in Bezug auf diese Krankheit, bei der es sich eigentlich um Symptome einer anderen Erkrankung handelt, dass die Betroffenen damit leben müssten und es keine Möglichkeiten zur Verbesserung ihres Zustandes gäbe. Das ist laut dem Experten aber nicht wahr. Professionelle Hilfe könne Angst und Beklemmung verringern, die mit gehörten Klängen einhergehen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Es ist bereits bekannt, dass eine kognitive Verhaltenstherapie helfen kann. Dafür ist jedoch ein Psychologe erforderlich. Das ist, so die Psychologin Suzanne Purdy, jedoch teuer und häufig bestehen Schwierigkeiten beim Zugang zu einer derartigen Behandlung. MindEar setzt daher auf eine Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie, Achtsamkeit, Entspannungsübungen und Klangtherapie.
Damit wird die Reaktion des Gehirns auf die störenden Geräusche dahingehend trainiert, dass sie sich ausblenden lassen und nur noch im Hintergrund wahrgenommen werden. So werden die Stresshormone unterdrückt und damit auch die Konzentration des Gehirns auf den Tinnitus. Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin „Frontiers in Audiology and Otology“ nachzulesen.