In der heimischen Pharmabranche herrscht Aufregung um den führenden Großhändler Herba Chemosan. Mehrere Händler und Apotheker haben gegen das Unternehmen eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eingebracht. Herba Chemosan hat nach eigenen Angaben 43 Prozent Marktanteil in Österreich und beliefert mehr als 90 Prozent aller heimischen Apotheken.

Laut einem „trend“-Bericht wird dem Großhändler vorgeworfen, gemeinsam mit dem US-Mutterkonzern McKesson Länderkontingente festzulegen und Knebelverträge mit Apotheken abzuschließen. Zudem sei Herba Chemosan hauptverantwortlich für Versorgungsengpässe bei Arzneien, weil der Großhändler den Markt künstlich verknappe, heißt es weiter.

Von der BWB heißt es, es sei eine „fundierte Anzeige“ erfolgt. Den Vorwürfen werde nachgegangen.

Herba Chemosan weist die Vorwürfe als „widersinnig“ zurück. Zweifellos gebe es ein Problem, da derzeit etwa 700 Präparate nicht lieferbar seien. Das Unternehmen arbeite aber daran, diese zu beschaffen. Dieses Problem sei „zumindest europaweit“, wenn nicht weltweit zu sehen, sagte ein Unternehmenssprecher.

In der Debatte meldeten sich gestern auch die Grünen zu Wort. Sie fordern eine generelle Prüfung des Pharmagroßhandels durch die BWB. „Ich teile den Verdacht, dass der Großhandel das Angebot verknappt“, sagte Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Partei. Dies werde ihm „von Apotheken“ nahegelegt.

Einer möglichen Prüfung sieht der Verband der österreichischen Arzneimittel-Großhändler, Phago, gelassen entgegen. „Der Großhandel hätte keinen Vorteil von der Verknappung eines Angebots, weil die Preisspanne gesetzlich festgelegt ist“, erklärte Phago-Generalsekretärin Monika Vögele.

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